Erklärung des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen Rosenheim zur Vorstellung der Brenner-Zulauftrasse durch die Deutsche Bahn und Bundesverkehrsministerium
Die Entscheidung der Deutschen Bahn für die violette Trasse als Zulauf zum Brennerbasistunnel zeigt, dass der Widerstand in der Region Rosenheim und im Inntal nicht spurlos an der Bahn vorbeigegangen ist. Denn diese Trasse wird – falls sie jemals fertig gebaut wird – im Betrieb geringere Auswirkungen auf die Bewohner des Inntals haben als die anderen Trassen. In diesem Sinne ist diese Entscheidung ein positives Zeichen. Mit weiteren Maßnahmen, besonders eine Verlegung der Verknüpfungsstelle in den Wildbarren könnte sich die Situation der Anwohner im oberen Inntal weiter verbessern, was dringend notwendig ist.
Dagegen soll sich nun die Belastung eher auf die nördlichen Gemeinden Ostermünchen, Tuntenhausen sowie Stephanskirchen und Riedering verlagern. Dabei ist in der Planung der Bahn noch unklar, ob bei Riedering die oberirdische oder unterirdische Variante den Vorzug erhalten wird. Für die Anwohner ist das natürlich von entscheidender Bedeutung.
In jedem Fall werden die Kosten für diese Trasse besonders hoch sein, denn sie wird weitgehend unterirdisch in Tunneln geführt. Der Aufwand dafür ist im Vergleich zu den oberirdischen Varianten deutlich höher.
Außerdem sind mit dem Bau und Betrieb gravierende Eingriffe in die Landschaft verbunden mit hohen Belastungen für Mensch und Natur und insbesondere in Bezug auf das Grundwasservorkommen. Die enorme Menge an Aushub, die bei dieser Baumaßnahme anfallen wird (30.000 bis 42.000 to /pro Tunnelkilometer), und deren Entsorgung ist ökologisch genauso problematisch wie die unglaubliche Menge an Beton, die in den Tunneln verarbeitet werden muss.
Vor jeder weiteren Planung fordern die Rosenheimer Grünen eine qualifizierte Feststellung des gesellschaftlichen Bedarfs für dieses Jahrhundertprojekt durch die Bundesebene.
Bei der Ermittlung des Bedarfs ist zu berücksichtigen, dass durch eine konsequente Veränderung der ökonomischen Anreize eine Verkehrsvermeidung und Verkehrslenkung im Sinne einer gleichmäßigeren Nutzung der Alpenübergänge bewirkt werden kann.
Zurzeit wird der Güterverkehr über die Alpen durch die Subventionierung des Dieselkraftstoffs und die relativ geringen Mautpreise von den teureren Übergängen durch die Schweiz zunehmend auf die Brennerroute verlagert. Politische Instrumente wie die Alpentransitbörse und höhere Mautpreise könnten eine gleichmäßige Verteilung des Güterverkehrs auf die bestehenden Übergänge gewährleisten und so das Inntal entlasten.
Auch wenn wir für eine konsequente Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene eintreten, halten wir an der Bestandsstrecke als einer Option fest, wenn diese auf den Standard einer Neubaustrecke angehoben wird und besserer Lärmschutz durch technische Maßnahmen (Flüstergleise, bessere Lärmschutzwände, bzw. Einhausungen) gewährleistet ist.
Davon bleibt die Forderung unberührt, in bestimmten Abschnitten die alte Streckenführung zu verändern, um durch neue Umfahrungen (insbesondere bei Oberaudorf und Kiefersfelden – Tunnel Laiming/Langenkampfen) die Belastungen der Einwohner an der alten Bestandsstrecke zu verringern.
Unter dem Zwang, die Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad zu beschränken, müssen wir Gütertransporte möglichst über die Schiene abwickeln. Noch wichtiger ist es aber, die Güterverkehrsströme möglichst zu verringern. Denn Güterverkehr ist kein Gut an sich. Sein Wachstum verursacht Kosten, die bisher noch nicht in den wirtschaftlichen Bilanzen auftauchen: Lärm, schlechte Luft, Flächen- und Landschaftsverbrauch. Diese werden heute noch auf die Gesellschaft und die folgenden Generationen abgewälzt werden. Das müssen wir verhindern.