Beim Weltumweltgipfel in Paris 2015 hat sich die alte Bundesregierung verpflichtet, alles zu unternehmen, um das 1,5 Grad-Ziel einzuhalten, die fridays for future haben für das Ziel und gegen die Bundesregierung monatelang jeden Freitag demonstriert,die Grünen haben es in ihrem neuen Grundsatzprogramm verankert und die SPD hat es in ihr Bundestagswahlprogramm aufgenommen.
Aber was beinhaltet denn diese Forderung „Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad“ konkret?
Wer das OVB aufmerksam liest, konnte am 10.3 auf der Titelseite lesen, dass jetzt auch der US- Klimabeauftragte John Kerry festgestellt hat, dass das Pariser Abkommen nicht reicht, um dieses Ziel zu erreichen.
Der Kreisverband Rosenheim von Bündnis 90/Die Grünen wollte es genau wissen und hat dazu das Wuppertal- Institut für Klima, Umwelt und Energie zu einem Webinar eingeladen. Dieses Institut hatte im Auftrag von fridays for future eine Studie erstellt, wie aus wissenschaftlicher Sicht der deutsche Beitrag zur Einhaltung der 1,5 Grad- Grenze aussehen müsste. Die Ergebnisse dieser Studie wurden nun in einem Webinar vorgestellt und von Grünen und anderen Interessierten intensiv diskutiert.
Link zur Aufzeichnung des Seminars
https://transcripts.gotomeeting.com/#/s/d49e0e3e3d625a460e7bde530fa02bd6c292c0457dafbb82ca8bfcc4833978ef
Die Aussichten sind – vorsichtig ausgedrückt – ernüchternd. Wenn man von den weltweiten CO²- Gesamtemissionen ausgeht, die bis zur 1,5 Grad- Grenze noch ausgestoßen werden können und auf Deutschland gemäß seiner Bevölkerung 1% entfallen, dann dürfen wir in Deutschland noch 4.200 Mio. Tonnen CO² in die Atmosphäre pusten. Beim jetzigen Ausstoß von 700 Mio. Tonnen im Jahr wäre der Spaß dann in 6 Jahren vorbei und dann müssten wir klimaneutral wirtschaften: Keine Emission durch Verkehr, Heizung, Energieversorgung und Industrie. Wenn wir diese 4,2 Mrd. Tonnen gleichmäßig verteilen, wäre unser „CO² Deputat“ im Jahr 2032 aufgebraucht. Nur indem wir sofort anfangen, unsere Emissionen radikal zu senken, hätten wir bis zum Jahr 2035 Zeit, bis wir ganz klimaneutral sein müssen.
Der Entwicklungspfad der Bundesregierung bis zum Jahr 2050 würde bei gleichmäßiger Reduktion insgesamt 10.300 Mio. Tonnen CO² in Anspruch nehmen; das ist mehr als das Doppelte von dem, was uns zusteht.
Dementsprechend radikal sind auch die Anforderung an die Klimawende: Die Wind- und Solarenergie müssten ihre Ausbauziele etwa vervierfachen und im Verkehrssektor müsste die Kapazität des Öffentlichen Verkehrs verdoppelt und der private Verkehr halbiert und bis 2035 weitgehend auf elektrische Fahrzeuge umgestellt werden.
Bei diesen Vorschlägen gab es verständlicherweise großen Diskussionsbedarf, aber klar wurde im Laufe der Diskussion vor allem eines: Wenn wir die Klimakrise angehen, indem wir unsere Gesellschaft klimaneutral umbauen, können wir diesen Prozess aktiv gestalten. Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir die ökologischen Folgekosten zu tragen haben, die eher noch höher sein werden, die uns aber nur als passive Leidtragende treffen werden.