Am 30. Juni lud Paul Knoblach, MdL und Sprecher für Tierschutz, in Rosenheim zur Diskussionsrunde zum Thema „Tierschutz in der Landwirtschaft“ ein. Hintergrund waren die Aufdeckungen von massiven Missständen in der Tierhaltung in der Region in den letzten Monaten und Jahren.
Zu Beginn stellte ein Diskussionsteilnehmer, Landwirt aus dem Landkreis Rosenheim, eindrücklich die Situation der Landwirte dar, die mit 24/7 Arbeitszeit, mangelnder Unterstützung und immer mehr Bürokratie zu kämpfen haben. Der Veterinärdirektor der Stadt Bayreuth, Dr. Kai Braunmiller, griff im Anschluss diese Situation der Landwirte auf und betonte, das alle zusammenarbeiten müssen. Als Sachverständiger bekomme er Bildermaterial aus Ställen, „die man der Öffentlichkeit nicht zeigen könne“. Von politisch Verantwortlichen kämen keine Lösungen, obwohl seit über 10 Jahren bewährte Verbesserungsvorschläge gemacht werden. Ein Tiergesundheitsmonitoring, das Befunde von Stall, Tierarzt, Schlachthof zusammenfasst, könne z.B. viel helfen.
Jutta Saumweber von der Verbraucherschutzzentrale schildert die Sicht der Verbraucher: keiner wolle schockierende Bilder von Missständen in der Tierhaltung oder Schlachthöfen sehen. Transparenz und Verlässlichkeit auf Siegel seien wichtig.
Paul Knoblach schildert die politische Seite: Anträge und Anfragen der Grünen beinhalten Forderungen zu mehr Personal im Kontrollsystem, besserer Ausbildung, Schaffung einer Tiergesundheitsdatenbank, eine Klärung der Zuständigkeiten zwischen den Staatsministerien und eine Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft. Als Landwirt weiß er selbst um die schwierige Situation in diesem Berufstand und betont, dass Landwirten mit Tierhaltung nochmal viel mehr Verantwortung aufliegt, denn sie müssen dafür sorgen, dass ihre Tiere nicht leiden. Mindestens die gesetzlichen Vorgaben müssen eingehalten werden.
In der Diskussion mit dem Publikum betont ein Landwirt, dass auch der Handel in der Pflicht sei: Bei Werbung mit Billigpreisen gerade für tierische Lebensmittel sei dem Verbraucher nicht klar, welche Arbeit hinter dem Produkt stecke. Er bedankt sich bei allen, die freiwillig mehr Geld für ihre Lebensmittel ausgeben. Warum die „guten“ Landwirte, die auf ihre Tiere achten, nicht mit auf die Straße gehen um für Tierschutz zu demonstrieren, kommt die Frage aus dem Publikum. Eine einheitliche Antwort darauf kann nicht gegeben werden – falsch verstandener Ehrenkodex und fehlende Zeit wird als Grund genannt.
Am Ende sind sich viele einig: Ein besseres Tierschutz-Kontrollsystem, ein deutliches Mehr an Hilfsangeboten für Landwirten und auch mehr Aufklärung in der Bevölkerung über Ernährung und Landwirtschaft sind die Massnahmen, an denen gearbeitet werden muss.