Phantomdebatte – derzeit leben keine Wölfe im Landkreis

Anita Fuchs spricht im Kreistag gegen den Antrag der CSU und der freien Wähler: „Unterstützung für die Bestandsregulierung und Änderung des Schutzstatus Wolf“. Inhaltlich geht es darum, dass der Wolf in seinem Schutzstatus nach untern gestuft werden soll…. Eine Forderung die auf Landkreisebene so gar keinen Sinn macht (EU Recht) – und auch der Situation im Landkreis nicht angemessen ist.

„Vorausschickend will ich sagen, dass ich großen Respekt vor den Almbauernfamilien habe, insbesondere auch vor meiner Fraktionskollegin und Bio-Bäuerin Irmi Bartl. Deren Probleme mit dem Wiederauftreten des Wolfs nehme ich sehr ernst und kann ich verstehen – auch Emotionen, die mit den eigenen Tieren verbunden sind.

Dem Antrag von CSU und Freien Wählern kann ich trotzdem wegen seiner grundsätzlich/einseitig ablehnenden Tendenz gegenüber dem Existenzrecht von Wölfen (im Alpenraum) nicht zustimmen.

Frei nach dem Kulturgeographen Werner Bätzing bin ich auch der Meinung, dass sowohl der Wolf in die Alpen gehört wie auch die Almwirtschaft – beide haben ihre Lebens- und Existenzberechtigung, und das Miteinander muss konkret so gestaltet werden, dass beide problemlos nebeneinander leben können.

Jahrtausendelang hat die Land- und Almwirtschaft stets mit dem Wolf zusammengelebt und hat ihn erfolgreich auf Distanz gehalten. Deshalb braucht es heute keine wolfsfreien Zonen in den Alpen, sondern neue, aktuelle Lösungen, wie der Wolf dauerhaft auf Distanz zu Nutztieren gehalten werden kann.

Obwohl kein Wolf, schon gar nicht ein Rudel, im Landkreis lebt, soll EU-Recht und deutsches Recht geändert und der Artenschutz geschwächt werden.

Große Beutegreifer nur weit weg in der Serengeti oder den Karpaten, aber nicht im eigenen Naturraum haben zu wollen, ist in meinen Augen unlauter, eine unfaire und sich widersprechende Haltung.
Zu wenig wird die Bedeutung der großen Beutegreifer gesehen – besonders auch dem Luchs, für die Regulierung/Gesunderhaltung des Wildes und für naturnahe Wälder mit Naturverjüngung.

Und zu wenig wird wahrgenommen, dass grade Naturschützer, Ökologen und wir Grüne, die extensive Weidehaltung grundsätzlich hoch schätzen – hinsichtlich Artenvielfalt, Tierwohl und Klimaschutz – und sie erhalten/unterstützt und am besten ausgeweitet sehen wollen.

Die Probleme für die Almwirtschaft erkennen wir an und befürworten die Weiterentwicklung sinnvoller Schutzmaßnahmen sowie angemessene Entschädigungen. Betroffene Landwirte/Almbauern und Wolfsexperten sollten dafür zusammenarbeiten. Die „Entnahme“ von Problemtieren als ultima ratio ist schon jetzt kein Tabu und gehört bereits als Möglichkeit zum Wolfsmanagement.

Die Bewertung der Wolfsschäden im Antrag erscheint mir insgesamt unverhältnismäßig, denken wir etwa an

  • Schäden durch Wildschweine in der Landwirtschaft,
    jährliche Weidetierunfälle auf Almen;
  • Gefahren für Menschen, die i.d.R. von Haustieren, v.a. von Hunden, und von Wildunfällen auf Straßen ausgehen,
    von Weidetieren, die Wanderer angreifen oder Angriffe im Stall,
    oder die von Wildschweinen ausgehen (jährlich ein getöteter Mensch in Deutschland);
  • wildernde und freilaufende Hunde und Katzen, die in der Natur große Schäden anrichten.

Emotionen werden teilweise geschürt. Die Landtagswahl zeichnet sich ab. Der Schutzstatus des Wolfs soll abgesenkt werden.
Es wird auf das Tierleid durch Wolfsrisse hingewiesen – ausgeblendet wird das millionenfache Tierleid durch die industrielle Massentierhaltung, durch lange Tiertransporte und Grausamkeiten auf Schlachthöfen oder das Tierleid von Rehkitzen, die durch Mähmaschinen verletzt und getötet werden.

Es ist wichtig, dass Risse durch ziehender Wölfe zügig und angemessen entschädigt werden und dass Herdenschutz mit wirklich praktikablen Maßnahmen weiterentwickelt wird. Über sachlich-pragmatische Lösungen muss im Einzelfall von den betroffenen Landwirten und Wolfsexperten entschieden werden.

Gute Grundlage dafür ist der Bayer. Aktionsplan Wolf. (LfU, 2019)
Die Bergbauernbetriebe erbringen durch extensive Beweidung vielfältige gemeinwohlorientierte Leistungen für eine artenreiche alpine Kulturlandschaft.“
Da sagen wir Grüne, ja richtig – aber das muss natürlich auch entsprechend gewürdigt, honoriert und gefördert werden.
Das ist eine agrarpolitische Entscheidung und da liegen wohl wirklich noch Probleme.