Wir haben in diesem Wahlkampf mit großem Engagement gekämpft, aber wir haben unser Ziel, dass ohne uns keine Regierung gebildet werden kann, nicht erreicht.
Gleichzeitig haben wir erlebt, wie ganz viele Mitglieder in diesem Wahlkampf sehr engagiert und mit viel Elan ihren jeweiligen Beitrag geleistet haben. Allein das war schon eine wunderbare gemeinsame Erfahrung. Vielen Dank an alle!
Möglichkeiten nicht überschätzen
Oft gibt es gesellschaftliche Veränderungen, die den Verlauf des Wahlkampfs bestimmen, die wir nicht beeinflussen können. In diesem Fall war es die Überlagerung der Klimakrise durch den Krieg in der Ukraine, die uns zurückgeworfen hat. Und natürlich auch eigene Ungeschicklichkeiten beim Heizungsgesetz und der Dauerstreit in der Ampelkoalition. Diese Negativstimmung auf Bundesebene war Gegenwind für unsere Bemühungen im Wahlkampf.
Wir haben den Wahlkampf verloren, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. Die Strategie der CSU, uns als Feindbild bayerischer Lebensart darzustellen, hat leider funktioniert.
Wiedererstarken rechtsextremer Positionen
Wir erleben ein Wiedererstarken rechtsextremer Positionen. Gleichzeitig findet ein Kulturkampf von bürgerlichen Parteien gegen fortschrittliche, grüne Positionen statt, der wie ein Einfallstor für rechtes Gedankengut wirkt (Essen, Gendern, queere Themen).
Dieser Kulturkampf fördert zusätzlich die Spaltung zwischen Stadt und Land. In den Großstädten verfängt dieser Kulturkampf weniger (Ergebnisse +2%), aber auf dem Land, wo wir weniger präsent sind, verlieren wir deutlich an Zustimmung. Wir werden diese unterschiedlichen Lebenswelten in der Stadt und auf dem Land differenzierter betrachten und uns mehr auf die Besonderheiten auf dem Land fokussieren müssen.
Worum es wirklich gehen muss
Wir müssen noch stärker betonen, dass die ökologischen Probleme von sozialen Aspekten nicht zu trennen sind. Es sind zwei Seiten einer Medaille.
Wir müssen unsere grüne Regierungsbeteiligung und die vielen erzielten Erfolge viel besser kommunizieren und herausstellen.
Wir müssen unsere Inhalte möglichst einfach an die Frau oder den Mann bringen und trotzdem authentisch bleiben.
Aktiv vor Ort
Die regionalen Ergebnisse zeigen, dass wir vor allem dort relativ gut abgeschnitten haben, wo wir aktive Ortsverbände haben. Diese bildeten das Rückgrat unseres Wahlkampfes, ob beim Plakatieren, bei Infoständen oder im Haustürwahlkampf. Das unterstreicht die zentrale Bedeutung der Ortsverbände für unsere politischen Aktivitäten.
Ergebnisse vor Ort – eine Einschätzung
Der Rückgang der Wähler*innenstimmen von durchschnittlich 3,2 % ist sehr unterschiedlich verteilt. Nur in wenigen Teilen von München, Erlangen und Nürnberg konnten wir Grüne etwas zulegen. Ansonsten haben wir überall verloren. In den mittelgroßen Städten nur bis 2%, aber sonst haben wir überall bis zu minus 4% zu verzeichnen. In den ländlichen Randgebieten insbesondere von Niederbayern, Schwaben aber auch bei uns in Oberbayern haben wir sogar mehr als 4% verloren.
Rosenheim-Ost schneidet mit 15.8% besser ab als Rosenheim- West mit 14,1%.
Das Ergebnis relativiert sich, betrachtet man den Rückgang im Vergleich zu 2018.
Rosenheim- Ost minus 3,7%
Rosenheim- West minus 2,7%
Rosenheim-Ost
In Rosenheim Ost haben wir neben der Stadt Rosenheim (19,2%) auch in Prien (19,2%) in Chiemsee (19.1%) und Breitbrunn (18,5%) gute Ergebnisse erzielen können. Weitere Ergebnisse: Bad Endorf (16,8%), Rimsting (16,7%), Stephanskirchen (16,6%) und Aschau (16,5%) .
In mittelgroße Gemeinden erreichen wir zwischen 10 und 13%.
In dem abgelegenen Gürtel zwischen dem Chiemsee und Wasserburg fallen wir stark ab mit Ergebnissen zwischen 8.1% und 9,8%. Es zeigt sich dass die Orte mit aktiven Ortsverbänden besser abschneiden! Hier haben wir einen klaren Handlungsauftrag.
Rosenheim-West
Im Stimmkreis Rosenheim- West stechen vor allem die Ergebnisse in Wasserburg (20,7%) und Bad Aibling (17,5%) heraus. In Aibling zeigt der Anteil der Erststimmen (18,8%), dass Martina viele Aiblinger überzeugen konnte, die ansonsten nicht ihre Stimme den Grünen gegeben haben.
Überdurchschnittliche Ergebnisse erreichen wir im Inntal: Brannenburg 18,0%, Nußdorf 16,8%, Neubeuern 14,9% und knapp darunter Oberaudorf mit 13,9%. Weitere positive Schwerpunkte sind im Raum Wasserburg zu finden, mit Soyen (14,8% ) und Edling (14,6 %) und Großkarolinenfeld (14,1%) im Umland von Rosenheim.
Zu denken geben uns Orte im Mangfalltal: Bruckmühl (13,7%) und Kolbermoor (12,5%).
Die relativ guten Ergebnisse im Inntal zeigen, dass unsere klare Position zum Brennernordzulauf uns nicht geschadet hat. Auch bei den mageren Ergebnissen in Raubling und Flintsbach waren die Verluste geringer als im Durchschnitt des Stimmkreises.
Wenn man Erst- und Zweitstimmen vergleicht, zeigt sich, dass die lange politische Präsenz von Martina sich positiv niedergeschlagen hat. Bis auf die Gemeinde Albaching hat sie überall prozentual mehr Stimmen bekommen als unsere Partei.
Fazit
Wenn wir Grüne keine reine Stadt-Partei werden möchten, müssen wir Antworten finden:
Wie können wir die die Menschen auf dem Land besser ansprechen.
Wie können die positiven Ergebnisse in den Städten auch für das Land wirken.
Ein strukturelles Problem bleibt dieser dünn besiedelte Streifen zwischen Rosenheim und der Stadt Wasserburg, wo es wenige Ortschaften und noch weniger Grüne gibt.
Wir sollten diskutieren ob hier die Gründung von Ortsverbänden mit Unterstützung der aktiven Grünen im Kreisverband sinnvoll sein kann.